Nachdem ich mich monatelang mit meiner Intersexualität beschäftigt habe, hatte ich das dringende Gefühl mit meiner Freundin darüber zu sprechen. Ich hatte soviel Informationen, die ich einfach nicht mehr für mich behalten wollte und konnte. Also versuchte ich meiner Freundin mein Geheimnis anzuvertrauen. Eigentlich sollte dieses Gespräch schon diverse mal vorher stattfinden; ich traute mich aber einfach nicht. Vor einigen Wochen erzählte ich meiner besten Freundin davon. Hätte ich gewusst, dass meine Freundin so locker auf mein Geheimnis reagiert, hätte ich es ihr auch schon vor Jahren erzählen können. Wir kennen uns mittlerweile schon weit über 20 Jahre und sind zusammen in den Kindergarten/Schule gegangen. Das war das erste Mal, das ich einem Menschen meine Geschichte erzählt habe und es viel mir verdammt schwer. Sicherlich im Nachhinein lässt sich das leicht sagen und auch was man hätte anders erzählen können. Aber das erste Mal ist es am schwersten.
Kitty-xy - 17. Dez, 22:57 - in Kategorie:
Zwidri
Vor ca. 5 Jahren musste eine mir nahe stehende Bekannte, Frau M., mit starken Unterleibsschmerzen in die Uni. Da die Ursache nicht lokalisiert werden konnte, beschlossen die Ärzte eine Laparoskopie durchzuführen. Als Frau M. nach der OP aufwachte, wurde ihr mitgeteilt, dass man ihre Gebärmutter sowie die Eierstöcke entfernt hatte. Die Ärzte meinten, diese Maßnahme wäre für ihr Überleben unumgänglich gewesen. Ihr Freund rief mich abends an und erzählte mir von dieser OP; mir lief es eiskalt den Rücken runter. Ich bat ihren Freund Frau M. gute Besserung zu wünschen und sie solle mich unbedingt anrufen, wenn sie dazu in der Lage wäre. Am nächsten Abend klingelte das Telefon und Frau M. rief mich an; ich versuchte ihr Trost zu geben. Ich habe mich schon gewundert, wie schnell sie diesen Schock überwunden hat und sich bei mir gemeldet hat.
Am nächsten Tag besuchte ich sie in der Uni; wir saßen stundenlang auf dem Balkon und haben uns unterhalten. Ich versuchte ihr mitzuteilen, dass ich ihre Situation sehr gut nachvollziehen kann. Ich sagte ihr, ich könne auch keine Kinder bekommen. Mein Versuch sie dadurch zu trösten gelang auch, aber was mich wie ein Schlag getroffen hat, war ihre Aussage, dass sie das doch schon längst wüsste. Ich fragte sie, woher sie das wisse, sie meinte nur, deine Mutter hat mir das mal erzählt.
Ich fuhr mit der Bahn nachhause; ich war so wütend. Wäre meine Mutter damals nicht in Urlaub gewesen, ich weis nicht was passiert wäre.
Kitty-xy - 17. Dez, 22:57 - in Kategorie:
Zwidri
Ich mache meinen Eltern eigentlich keine Vorwürfe, nicht das ich bin, was ich bin, auch nicht das ich Gonadektomiert wurde. Sie konnten damals nur nach ihrem Kenntnisstand entscheiden, und wenn sie nicht alle Informationen bekommen haben, können sie schließlich nichts dafür. Schließlich ist das ja auch schon über 20 Jahre her und Internet ist/war ein Fremdwort für sie. Doch es gibt einige Dinge, die ich meiner Mutter ankreide. Sie ist ziemlich gesprächig und hat nachweislich mehreren Personen von mir erzählt. Ich weis allerdings nicht, wer es weis und wer nicht. Ich komme mir schon ziemlich blöde vor, den ich weis von Personen die es erzählt bekommen haben und die mit mir über Kinderkriegen und Co. sprechen. Diese Situation finde ich schon ziemlich scheiße, es ist schließlich alleine meine Entscheidung, wem ich davon erzähle oder nicht. Zumal meine Mutter einen Informationsstand über Intersexualität hat, der gleich Null geht. OK als ich angefangen habe mich mit Intersexualität zu beschäftigen, wusste ich auch nicht viel mehr – schließlich hatte ich meine Informationen von meinen Eltern. Weis sie eigentlich was sie mir damit antut????
Was mich noch ärgert ist, dass meine Mutter eigentlich keine Unterlagen von der Uni bekommen/gesammelt und für mich aufgewahrt hat. Einen spärlichen Teil meiner Unterlagen habe ich ja seit letztem Jahr in meinem Besitz; den Rest meiner Unterlagen werde ich hoffentlich auch schon noch irgendwie bekommen.
Vor kurzer Zeit habe ich von der Existenz zweier Fotos von mir aus der Universität erfahren. Ich bin fasst aus allen Wolken gefallen, als ich von diesen Fotos erfahren habe. Ich konnte es erst nicht glauben – warum weis ich von diesen Fotos nichts – schließlich sind das meine Fotos und ich sollte von ihrer Existenz wissen. Diese Fotos sollen kurz nach meiner Geburt in der Uni – noch ohne jegliche OP`s - fotografiert worden sein.
Eigentlich hat meine Mutter nur wenige Gelegenheit ausgelassen mit mir über meine Intersexualität reden zur wollen, doch seitdem ich ihr das Buch von Ulla Fröhling in die Hand gedrückt habe, verliert sich kein einziges Wort mehr darüber. Ich hoffe, das Buch bringt sie zum nachdenken und umdenken.
All das wird sich hoffentlich in der Zukunft ändern!!!
Kitty-xy - 17. Dez, 22:56 - in Kategorie:
Zwidri