Sonntag, 10. Juni 2007

Bildliche Vergangenheit

Immer öfter holt mich die Vergangenheit ein und mir kommen Situationen meiner Besuche in der verhassten Universität in den Sinn. Oft sind es nur Bruchstücke über die ich dann lange nachdenke und nach und nach setzen sich die Puzzelteile dann wieder zusammen. So war es mit einer Erinnerung die mir plötzlich in den Sinn kam, als ich ein Ultraschallbild von mir in Händen hielt.

Es ist der 9. April 1992 als ich in einen sehr dunklen Raum eintrat für eine Ultraschalluntersuchung des Unterbauchs. Der Raum ist in meiner Erinnerung vielleicht 10 – 15 qm groß und hatte kein Fenster und war sehr karg eingerichtet; dort standen lediglich ein Schreibtisch und eine Liege und natürlich das Ultraschallgerät. Ich glaube dort standen zwei Stühle und der Raum war verwinkelt und die Liege stand in der rechten hinteren Ecke. Der Raum wurde durch eine kleine Schreibtischlampe erleuchtet. Ich sollte meinen Bauch freimachen und auf der Liege platz nehmen. Weiter habe ich keine Erinnerungen an diesen Raum, ich weis nur noch wie der Arzt mittleren Alters das Gel auf meinem Bauch verteilte und mit der Untersuchung anfing. Dann musste ich mir das Gel wieder abwischen und durfte mich anziehen und gehen.

Das aberwitzige an diesem Ultraschallbild ist, das darauf der Uterus zu sehen sein soll – für mich als Laie könnte das wirklich alles darstellen. Diese Untersuchung war wie erwähnt im April 1992; meine Gonadektomie mit Uterusexstirpation fand aber über zehn Jahre zuvor statt – was also bitteschön soll auf diesem Bildchen zu sehen sein. Also ich jedenfalls kann keinen Unterschied zu dem Bildchen vor und nach der Gonadektomie feststellen.

Problem Namens Vaginismus

Ich muss so zwischen 12 – 13 Jahre alt gewesen sein, als ich in der Uni Hormone verschrieben bekommen habe, um die ausbleibende Pubertät einzuleiten. Dabei kam das erst Mal das Thema der bevorstehenden Vaginalplastik zur Sprache.

Im darauf folgenden Jahr versuchte meine Mutter mich immer wieder auf das Thema anzusprechen und vorzubereiten. Doch ich hatte einfach nur Horror vor so einem intimen Eingriff - allein der Gedanke daran löste Panik in mir aus.

Als ich dann mit 14 - 15 Jahren wieder zu meinem jährlichen Besuch in der Uni war, folgte eine sehr traumatisierende Untersuchung für mich. Es wurde eine Blasenspiegelung für die anstehende Vaginalplastik durchgeführt. Der Arzt war ein Tyrann und sehr unfreundlich zu mir; die anwesende Schar von PJ`s (Ärzte im Praktikum) erleichterten mir diese Situation nicht gerade. Man erklärte mir natürlich den Sinn dieser Untersuchung nicht und das war der Situation nicht gerade dienlich. Nach der Untersuchung lief ich erst mal verzweifelt davon und man musste mich erstmal zwei Stunden suchen. Ich war so fertig, das ich nicht mehr leben wollte – ich flennte mir stundenlang die Augen aus. Meine Mutter, die mich immer in diese verhasste Uni begleitete, hat bis heute keine Ahnung, was bei dieser Untersuchung vorgefallen war.

Für mich stand fest, das ich nie wieder einen Fuß in diese Universitätsklinik setzen werde, ich weigerte mich fortan und auch weitere Operationen kamen für mich nicht in Frage. Üblicherweise brauchte ich einige Tage, um mich von den „normalen“ Besuchen in der Uni zu erholen; doch dieser Besuch war ganz gewiss nicht „normal“ für mich. Ich brauchte Wochen um diesen Besuch einigermaßen zu verdrängen.

Als es mir dann wieder einigermaßen besser ging, fingen die quälenden Gespräche mit meiner Mutter erneut an. Sie versuchte mich wieder auf die Vaginalplastik vorzubereiten, besser gesagt, dazu zu überreden. Wochenlang gab es nur dieses eine Thema; mir ging es saudreckig zu dieser Zeit – doch ich spielte wie üblich das tapfere Mädchen. Als all die Gespräche nichts halfen, machte meine Mutter mir Versprechungen, wenn ich so tapfer wäre und würde diese OP machen lassen, würde sie mir einen Herzenswunsch erfüllen.

Also ging ich auf ihr Angebot ein, mein Herzenswunsch war eine E-Gitarre. Beim Gitarrespielen konnte ich die Welt und meine Sorgen so herrlich vergessen und einfach nur Ich sein. Das wäre ja wohl etwas zu teuer, wenn müsste es schon eine Gebrauchte sein. Ich war schockiert, man verlangt von mir das größte Opfer und das sollte die Belohnung sein.

Doch ich wollte diese OP unter gar keinen Umständen machen lassen, ich sah darin keinen Sinn. Wer sollte mich jemals lieben können, das konnte ich ja selber nicht. Für was sollte ich diese Qual auf mich nehmen, für einen Partner wäre ich - laut Aussage der Ärzte - sowieso nicht geeignet. Also brauchte ich diese OP auch nicht – für wen sollte ich mich also f…fertig herrichten lassen, wenn ich sowieso nie einen Partner bekommen würde.

Die Gespräche mit den Ärzten waren gespickt mit Widersprüchen und Lügen. Mir wurde gesagt, dass ich ohne diese OP nie Geschlechtsverkehr haben könnte und nach der OP müsste ich mir doch bitteschön einen Partner mit einem kleinen Penis aussuchen. Aber ich müsste mich darauf einstellen, mein Leben eh alleine zu bestreiten.

Zu dieser Zeit habe ich den Ärzten noch geglaubt!!! Ich stelle mir die Situation vor: Schätzchen wie groß ist denn dein bestes Stück? Oh Sorry das ist to much für mich, das wird mit uns nichts.

Einen ersten zaghaften Versuch gab es, doch der war natürlich zum Scheitern verurteilt. Das Wissen über die Gegebenheiten, die Angst dabei entdeckt zu werden, es ging einfach nicht. Ich lebte mein Leben und kam mir einer zu nahe, ergriff ich die Flucht - zu tief saßen die Lügen der Ärzte in mir drin.



Letztes Jahr nahm ich meinen Mut zusammen und sprach meine Ärztin auf dieses Problem an. Ich wollte wissen, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, das Problem ohne Operation zu lösen. Ich wollte es zumindest versucht haben – sollte es schief gehen, hätte ich immer noch die Möglichkeit einer Operation gehabt.

Sie gab meinem Problem erstmals einen Namen – Vaginismus. Sie empfahl mir das selbständige dehnen/bougieren mit Dilatoren mit gleichzeitigem Gebrauch einer östrogenhaltigen Creme um das Vaginalgewebe geschmeidig und dehnbarer zu machen.

Bei meiner Recherche erfuhr ich, was Vaginismus eigentlich ist:

Unter Vaginismus versteht man eine Verkrampfung/Verengung der Vagina. Diese Verkrampfung kann psychisch bedingt sein, Folge von medizinischen Eingriffen und Behandlungen sein oder kann nach Geburten und starken Belastungen der Beckenbodenmuskulatur auftreten. Es gibt aber auch viele betroffene Frauen, die eine zu kurze/zu enge Vagina haben, für die dadurch ein schmerzfreier Geschlechtsverkehr unmöglich ist.

Voraussetzung für den Gebrauch der Dilatoren ist aber, dass eine angelegte zu kurze/zu enge Vagina vorhanden ist. Ist dies nicht der Fall, bleibt wohl wirklich nur eine OP.

Nun da ich die Informationen hatte, nach denen ich schon länger gesucht hatte, lies ich es auf einen Versuch ankommen. Ich besorgte mir diese Dilatoren und fing mit den Übungen an. Sobald eine Größe gut toleriert wird, kann auf die nächste Größe übergegangen werden. Es ist auf jeden Fall ratsam, diese Übungen mit Gleitgel durchzuführen.

Die Dilatoren gibt es in verschiedenen Größen und Materialien, daher ist ein Set empfehlenswert. Die Preise variieren hier jedoch erheblich von Anbieter zu Anbieter. Ein recht preiswertes Set sowie Gleitgel ist bei Owen Mumford erhältlich.



Heute bin ich froh, dass ich diesen Versuch gewagt habe und der Erfolg hat mir Recht gegeben. Ich konnte wieder eine Lüge meiner Ärzte aufdecken und das Problem ist nicht mehr so gewaltig. Sollte mir heute der Traummensch über den Weg laufen, würde ich sicherlich nicht mehr sofort die Flucht ergreifen.

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Zuletzt aktualisiert: 24. Mai, 20:36

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