Freitag, 16. Dezember 2005

Erinnerungen an die Pubertät

In der folgenden Zeit wurde über das Thema geschwiegen. Ich fühlte mich mies, aber das merkte keiner. Meine unbeschwerte Kindheit war vorbei. Eigentlich sollte ja jetzt langsam die Pubertät einsetzen aber nichts geschah. Ich zog mich immer mehr in meine kleine Welt zurück. Ich wollte mit niemanden befreundet sein und ich war überzeugt davon, dass man mir ansieht, dass ich XY-Chromosomen habe.

So vergingen die Monate und ich versank in Selbstzweifel. Meine Schulkameradinnen kamen langsam in die Pubertät. Das einzigste was bei mir wuchs war der Kummer und die Einsamkeit. Mittlerweile hatte ich mich in eine Außenseiterposition manövriert. In der Schule alleine und auch zuhause. Ich dachte viel über den Sinn und Zweck des Lebens und über mich nach.
Irgendwann war es dann wieder soweit. Ich musste wieder in die Uni. Das Warten und die übliche Untersuchungen folgten. Ich konnte zwar keinen Sinn und Zweck dieser Untersuchungen feststellen, aber ich ließ es geschehen. Ich wusste ja mittlerweile von der Gonadektomie und auch das ich nie eine Periode bekommen würde. Doch plötzlich sagte der Arzt, er würde mir Hormone verschreiben, damit die Pubertät eingeleitet werden würde und ich eine Periode bekommen würde. Als ich das hörte war ich unendlich glücklich. Ich sollte also doch die Periode bekommen. Da war ein kleiner Hoffnungsschimmer in meiner Hoffnungslosigkeit. Also haben wir gleich in Uni-Stadt eine Apotheke aufgesucht und die Hormone abgeholt. Ab diesem Zeitpunkt habe ich akribisch Buch über die Hormoneinname geführt. Ich wusste ja mittlerweile über den Monatszyklus einer Frau bescheid. Also habe ich tapfer täglich eine dieser Pillen geschluckt. Als sich aber auch nach Monaten Hormoneinnahme noch keine Periode gezeigt hat, habe ich beschlossen nie wieder Hormone zu nehmen.

Es ist ja logisch, das ich trotz Hormone nie die Periode hätte bekommen können. Da frag ich mich nur insgeheim, hat der Arzt damals in der Vorlesung gepennt oder was. Er hat mit dieser Aussage damals einen Hoffnungsschimmer in mir ausgelöst. Mein Glaube an die Ärzte hat sich dadurch sicherlich nicht verbessert.
Das nächste Unifreie Jahr begann wieder mit Gesprächen. Stück für Stück bekam ich weitere kleine schreckliche Details über mich und meine Operationen mitgeteilt. Plötzlich war ich ein Hermaphrodit/ein Zwitter. Zwitter kannte ich nur als ein durchaus böses Wort. Damit konnte und wollte ich mich nicht identifizieren. Ich konnte doch kein Zwitter sein, ich sollte doch ein Mädchen sein. Mir wurde erklärt, dass ich im Mutterleib einer zu hohen Dosis männlicher Hormone ausgesetzt worden war. Dadurch hätten sich meine Gonaden nicht richtig entwickelt und hätten, wegen dem Krebsrisiko, entfernt werden müssen. Die lieben Studien lassen grüßen. Von dem vorhandenen Hodengewebe war natürlich zu diesem Zeitpunkt nie die Rede. Meine Mutter musste doch den Schein eines Mädchens wahren, da wäre das Thema Hoden das denkbar schlechteste Thema gewesen.

Mein Vertrauen in die Ärzte war nicht das Beste, mir wurde nie der Grund und Zweck der Untersuchungen mitgeteilt, ich hatte immer alles brav über mich ergehen zu lassen. Meistens waren diese Untersuchungen ja auch gar nicht so schlimm, aber es wäre doch schon schön gewesen zu wissen, was der Arzt da Drückenderweise in meinem Bauch suchte. Gut das Körpergröße und Gewichtmessen hätte man mir auch nicht erklären brauchen, aber wozu dienten all die anderen Untersuchungen.

Auf meine Frage an den Arzt, nach anderen Betroffen, hieß es immer nur, das wäre so selten und es würde keine anderen Betroffenen geben und ich bräuchte mir keine Hoffnung machen, jemals andere kennen zu lernen. BlaBlaBla

Aha; ich kenne euch also gar nicht. Wenn ich mir diesen Spruch vom Arzt ins Gedächtnis rufe, könnte ich heulen. Mein Leben hätte ganz anders laufen können, hätte dieser idiotische Arzt damals nicht gelogen. Solle ich diesen Arzt jemals wieder sehen, werde ich ihn fragen, was er sich dabei gedacht hat mir solche Lügen zu erzählen.

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