Donnerstag, 17. Januar 2008

Tage wie dieser

Irgendwie war das heute ein seltsamer Tag. Viel zu früh musste ich heute aus den Federn, da eine Besprechung anberaumt wurde und ich quer durch Berlin fahren musste. Die Besprechung war kurz und schmerzlos und anschließend durfte ich noch einen Blick in die Katakomben der Firma werfen. Dort lagern Unterlagen die bereits weit über 100 Jahre alt sind – das Älteste, was ich entdeckte, stammte aus dem Jahre 1881. Sehr interessant und eigentlich wäre dieses Thema ein eigener Beitrag wert – na vielleicht irgendwann mal.

Die Strafe für meine morgendliche Abwesenheit kam dann heute Mittag, Arbeit ohne Ende und ständig zerrte jemand anderes an mir und wollte bevorzugt behandelt werden. Zwischendurch gab die zeitweise Kollegin von nebenan noch einen Umtrunk aus und irgendwie, ich weis auch nicht wie, sind meine Kolleginnen beim Thema Wechseljahre angelangt. Ich sag`s mal so, von der Hypophyse haben die beiden jedenfalls noch nichts gehört und auch die aufgezählten Hormone waren böhmische Dörfer für die Beiden - die Augen würden größer und größer, während ich über den Regelkreislauf der Hormone referierte.



Seit Tagen schiebe ich den Gang zum Hausarzt vor mir her, ich brauche eine neue Überweisung um meine Hormönchen ordern zu können. Ein Kollege schwärmte mir von seiner Ärztin vor und so beschloss ich mal bei ihr vorbei zu schauen. Nach der Pleite mit dem letzten Dok. hatte ich mir geschworen, der hat mich zum letzten Mal gesehen. Also betrat ich die Praxis und orderte eine Überweisung zum Gyn. Die wirklich nette Sprechstundenhilfe war zwar mit dem PC sichtlich überfordert, aber dafür super freundlich. Sie reichte mir die Überweisung und bat mich kurz mit der Ärztin zu sprechen und mir die Unterschrift zu holen. Ich dachte mir schon, nun geht das Theater schon wieder los – doch ich wurde wirklich positiv überrascht.

Nach einem kurzen Gespräch fragte sie mich, ob ich die Überweisung für die Pille benötigen würde und wahrheitsgemäß sagte ich Nein für eine Hormonersatztherapie. Darauf fragte sie mich, ob ich zuwenig eigene Hormone hätte? Als ich sie dann fragte, ob sie schon mal etwas von Intersexualität gehört hätte, sagte sie sofort ja. Sie erzählte mir gleich, dass es in Berlin auch spezialisierte Ärzte geben würde – ich hatte ihr ja erzählt, dass meine derzeitige Ärztin in der Heimat ist. Sie machte sich noch einige Notizen und dann fragte ich sie ganz unverblümt, ob sie mir nicht beim nächsten Besuch das benötigte Rezept ausstellen könnte. Und sieh da, das würde sie in der Tat machen, sie bräuchte lediglich eine Übersicht über die bisherige Behandlung – na wenn das alles ist, ich habe doch ein Ärzteschreiben meiner Ärztin aus der Heimat. Geht es denn noch besser, Hormönchen verschieben vom Hausarzt.

Mit dem Sieg über den inneren Schweinehund endlich zum Dok. gegangen zu sein und um eine Erfahrung reicher machte ich mich auf zum Stammtisch. In gemütlicher Runde saßen wir zu viert und plauderten was das Zeug hielt – genug Themen gab/gibt es zurzeit Weisgott.

Intersexueller Mensch im TV

Morgen 18. Januar 2008 läuft auf MDR von 22.45 bis 0.45 Uhr die Sendung „Unter Uns – Gesichten aus dem Leben“. Unter anderem wir ein Intersexueller Mensch aus ihrem Leben berichten.

Die Wiederholung läuft Sonntag 20. Januar 2008 auf MDR von 14.00 bis 16.00 Uhr.

Der Podcast zum Interview zum anhören und herunterladen:

http://www.mdr.de/unter-uns/podcast/

Körperlich-sexuelle Fehlentwicklung



von Prof. Dr. John Money

Inhaltliche Beschreibung

Die vielfältigen Formen körperlich-sexueller Fehlentwicklung werden zusammenfassend dargestellt. Nach einem Überblick über den normalen Gang der Geschlechtsdifferenzierung und der sexuellen Entwicklung beschreibt der Autor die verschiedenen Störungen und Abweichungen. Er untersucht die erblichen, hormonalen und embryonalen Bedingungen, unter denen diese Störungen entstehen. Möglichkeiten der Beratung, der Behandlung sowie Hilfsmöglichkeiten für die Betroffenen werden erörtert.
  • Stufen der Entwicklung
  • Anomalien der Geschlechtschromosomen
  • Fehlentwicklungen der Gonaden
  • Hormonstörungen im Fetalstadium
  • Fehlentwicklungen der inneren Geschlechtsorgane
  • Fehlentwicklungen der äußeren Geschlechtsorgane
  • Fehlentwicklungen des Hypothalamus-Geschlechts
  • Anomalien des Zuweisungs- und Erziehungsgeschlechts
  • Hormonstörungen in der Pubertät
  • Fehlentwicklungen der Geschlechtsrollenidentität
  • Störungen der Zeugungsfähigkeit
Rezension

Dieses 1969 veröffentlichte Buch stammt aus einer Reihe von Büchern, die das Tabuthema der Sexualität an die Öffentlichkeit bringen möchte. Es soll neben den Fachleuten auch dem Laien die Thematik näher bringen, es ist leicht verständlich geschrieben. Sicherlich lag 1969 noch nicht so fundiertes Wissen wie in dem Buch „Männlich–Weiblich - Die Entstehung der Geschlechtsunterschiede“ aus dem Jahres 1975 vor, trotzdem bin ich positiv überrascht.

Was mich besonders erstaunt, ist, dass es im Buch heißt, dass der Patient explizit als Mensch im Mittelpunkt der Behandlung stehen soll. Es wird eine ausdrückliche Aufklärung des Patienten/der Patientin über die Auswirkungen seiner Fehlentwicklung empfohlen. Dabei wird differenziert, welches Grundwissen der Patient/die Patientin hat – ansonsten wird auch hier leider die Verheimlichungs-Taktik empfohlen.

Im Widerspruch dazu steht folgende Aussage: „Die psychologischen und psychopathologischen Auswirkungen körperlich-sexueller Fehlentwicklungen werden von vielen Ärzten zwar als ganz interessant, aber doch als eher nebensächlich oder bestenfalls von sekundärer Bedeutung angesehen – an erster Stelle steht die medikamentöse und chirurgische Behandlung.“ Anderenorts wird das intersexuelle Leben nach einer Operation und entsprechender Behandlung als ganz normales Leben suggeriert – ist doch alles halb so schlimm.

Der in diesem Buch gelieferte Aufklärungsversuch für die Umwelt liegt mir noch immer schwer im Magen: „Erklärungen können davon ausgehen, dass das Kind „sexuell unfertig“ geboren wurde. Dies ist ein ungewöhnlich brauchbarer Ausdruck, der viele hundert Patienten und ihre Eltern vor der Kränkung mit Bezeichnungen wie „Missgeburt“, „Zwitter“, „Halbjunge“ und „Halbmädchen“, „geschlechtliches Neutrum“ usw. bewahrt hat.“ Na diese Aussage ist wohl total daneben und halte ich für ein Gerücht.

Mit Verwunderung habe ich folgende Passage gelesen, die das Erinnerungsvermögen des Kindes anspricht: „Die Mutmaßungen und Grübeleien der Kindheit gehen viel tiefer, als wir oberflächlich beobachtenden Erwachsenen manchmal wahrhaben wollen.“ Den absoluten Höhepunkt der Frechheit finde ich aber folgende Aussage: „Bei weiblichen Hermaphroditen entfernt man häufig die vergrößerte Klitoris. Trotz der Bedeutung der Klitoris als Zentrum der sexuellen Erregung beseitigt ihre Entfernung nicht die Orgasmusfähigkeit und mindert auch nicht – soweit man es beurteilen kann – das Gefühl der sexuellen Befriedigung.“ Also dazu fällt mir wirklich nichts mehr ein.

Fazit

Es werden widersprüchliche Aussagen zur Behandlungspraxis abgegeben, die den Tatsachen nicht entsprechen und Money-untypisch sind. Die Aufklärungsansätze dem Patienten/der Patientin sind nicht schlecht angedacht, müssen aber letztendlich doch der Verheimlichungstaktik weichen. Auch wenn das Buch nicht schlecht geschrieben ist, halte ich es nur für sehr bedingt empfehlenswert.

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Zuletzt aktualisiert: 24. Mai, 20:36

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