Mittwoch, 19. Dezember 2007

Plauderrunde mit Studenten

Wir starteten mit einer kurzen Plauderrunde mit Frau U. – der Organisatorin dieses Treffens - über die Diskussion im letzten Jahr. Was uns letztes Jahr gefallen/nicht gefallen hat und unserer Meinung nach zu kurz kam, ein kleines Feedback über die Diskussion von den Studenten wäre auch sehr nett. Bewaffnete mit Leckereien und Getränken, stellen wir uns den Medizinstudenten. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde begannen die Studenten ihre vorbereiteten Fragen zu stellen – die wir allerdings ziemlich daneben fanden. Schnell wurde klar, dass sie ihre Fragetaktik ändern müssen, und das ging leider auf die Qualität der Fragen.

Nach der Diskussion im letzten Jahr ist uns aufgefallen, dass die Studenten bereits im vierten Semester schon eine sehr gefestigte Meinung über die Behandlungspraxis an Intersexuellen Menschen haben. Die Studenten gestern machten daraus keinen Hehl und erzählten uns von der gewollten wissenschaftlichen Prägung nicht mitdenken zu sollen, was einigen „noch“ sichtlich schwierig viel. Es ist gewollt, das die Studenten den Leitfaden ihrer Ausbildung beachten und nicht die Behandlungsmethode hinterfragen.

Wir stiegen in die Fragerunde ein und standen Rede und Antwort. Schnell kristallisierten sich zwei sehr gute Fragensteller/innen heraus, die sich Gedanken über die Thematik gemacht hatten. Der Rest der Fragenden, stellte zum Teil auch recht provokante Fragen. Als wir diverse Fragen nicht beantworten wollten oder konnten, hackten die Studenten hartnäckig nach. Deutliche Worte zu diesem Verhalten verfehlten ihre Wirkung nicht.

Mein Eindruck der Studenten war, dass sie dieses Jahr offener waren und wir mit unserer Gegenwart mehr Studenten erreicht haben. Sinn meiner Teilnahme an der Diskussion war, dass die angehenden Ärzte sich später an dieses Gespräch erinnern, wenn sie einen intersexuellen Menschen als Patient haben und über die übliche Behandlungspraxis nachdenken. Die Studenten letztes Jahr hatten ja genau diese Bedenken, wenn sie mit dem Chef nicht einer Meinung über die Behandlung sind, wie sie ihre Meinung kundtun könnten. Eigentlich ist diese Frage meiner Meinung nach doch gar nicht so kompliziert – die Studies könnten dem Chef von ihren Erfahrungen aus dieser Diskussionsrunde berichten.

Anschließend sind wir mit Frau U. noch auf einen Absacker eingekehrt und haben die Diskussion noch mal reflektiert. Es war wieder ein aufregend anregender Abend, der irgendwie anders war als letztes Jahr. Ich habe viele interessante Fragen mitgenommen, die ich nun überdenken möchte.

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schlepp - 19. Dez, 21:23

Glückwunsch zu dieser tollen Aktion, ob ich sowas auch mal machen sollten? Ist aber dennoch der Hammer, wie gefestigt so eine Meinung schon im 4. Semester ist. Hm ...

Kitty-xy - 19. Dez, 21:32

Nur zu Schlepp - also ich empfand es letztes Jahr als eine interessante Erfahrung für mich. Bleibt zu hoffen, das unsere Wort trotz der gepredigten Leitlinien nicht auf taube Ohren gestoßen sind.
schlepp - 19. Dez, 21:40

Naja ein kleines bisschen ist vielleicht hängen geblieben. Ich wünsche es mir.
nolderot - 20. Dez, 06:46

Steter Tropfen höhlt den Stein. Danke liebe Kitty. Nur wenn wir klar machen, dass die Entscheidungshoheit über den eigenen Körper ein gesetzlich verbrieftes Recht ist und ein zwischengeschlechtliches Leben zwar kein leichter Gang ist, aber selbstbestimmt ein gutes Leben werden kann, und Mann und Frau Konstrukte, dann haben wir als zwischengeschlechtliche Menschen eine Chance.

Jeder Schritt in die Öffentlichkeit gibt einem neuen Raum fürs Leben. Ich finde es mutig und richtig für das eigene Überlebensrecht ein zu stehen. Klasse!

Und Schlepp, es ist aufregend zu sehen... die erwarten ein Monster, eine Drag und dann taucht eine ganz normale Person auf, die nicht aus dem Rotlicht kommt und womöglich auch noch einen Schädel, der nicht nur zum frisieren geeignet ist ... Innere Reichsparteitage. Runter vom Sofa, ein in den Hörsaal.
Liebe Grüsse

Nikanj - 20. Dez, 16:29

Dear Kitty,

eine tolle Zusammenfassung hast du hier geschrieben, ich fands auch eher ein positives Treffen, wenn man mal von der frustrierenden Realität ausgeht nur eine handverlesene Gruppe von zukünftigen Medies erreicht zu haben. Ich wünsche mir jedoch, dass jeder von denen mindestens eine weitere Person in ihrem Umfeld zum Nach-DENKEN bringen kann, wenns irgendwann mal heisst: guten Tag ich bin Intersexuell.
Und war auch echt schön dich und die anderen mal wiederzusehen! Freu mich auf den Januartreff!
lg Nikanj (ps: ja, du hast recht, ich b_ins ;) )

schlepp - 24. Dez, 10:41

Häppimerry Christmas liebe Kitty. (Auch wenns jetzt nicht zu diesem Beitrag paßt)

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