Donnerstag, 17. Januar 2008

Körperlich-sexuelle Fehlentwicklung



von Prof. Dr. John Money

Inhaltliche Beschreibung

Die vielfältigen Formen körperlich-sexueller Fehlentwicklung werden zusammenfassend dargestellt. Nach einem Überblick über den normalen Gang der Geschlechtsdifferenzierung und der sexuellen Entwicklung beschreibt der Autor die verschiedenen Störungen und Abweichungen. Er untersucht die erblichen, hormonalen und embryonalen Bedingungen, unter denen diese Störungen entstehen. Möglichkeiten der Beratung, der Behandlung sowie Hilfsmöglichkeiten für die Betroffenen werden erörtert.
  • Stufen der Entwicklung
  • Anomalien der Geschlechtschromosomen
  • Fehlentwicklungen der Gonaden
  • Hormonstörungen im Fetalstadium
  • Fehlentwicklungen der inneren Geschlechtsorgane
  • Fehlentwicklungen der äußeren Geschlechtsorgane
  • Fehlentwicklungen des Hypothalamus-Geschlechts
  • Anomalien des Zuweisungs- und Erziehungsgeschlechts
  • Hormonstörungen in der Pubertät
  • Fehlentwicklungen der Geschlechtsrollenidentität
  • Störungen der Zeugungsfähigkeit
Rezension

Dieses 1969 veröffentlichte Buch stammt aus einer Reihe von Büchern, die das Tabuthema der Sexualität an die Öffentlichkeit bringen möchte. Es soll neben den Fachleuten auch dem Laien die Thematik näher bringen, es ist leicht verständlich geschrieben. Sicherlich lag 1969 noch nicht so fundiertes Wissen wie in dem Buch „Männlich–Weiblich - Die Entstehung der Geschlechtsunterschiede“ aus dem Jahres 1975 vor, trotzdem bin ich positiv überrascht.

Was mich besonders erstaunt, ist, dass es im Buch heißt, dass der Patient explizit als Mensch im Mittelpunkt der Behandlung stehen soll. Es wird eine ausdrückliche Aufklärung des Patienten/der Patientin über die Auswirkungen seiner Fehlentwicklung empfohlen. Dabei wird differenziert, welches Grundwissen der Patient/die Patientin hat – ansonsten wird auch hier leider die Verheimlichungs-Taktik empfohlen.

Im Widerspruch dazu steht folgende Aussage: „Die psychologischen und psychopathologischen Auswirkungen körperlich-sexueller Fehlentwicklungen werden von vielen Ärzten zwar als ganz interessant, aber doch als eher nebensächlich oder bestenfalls von sekundärer Bedeutung angesehen – an erster Stelle steht die medikamentöse und chirurgische Behandlung.“ Anderenorts wird das intersexuelle Leben nach einer Operation und entsprechender Behandlung als ganz normales Leben suggeriert – ist doch alles halb so schlimm.

Der in diesem Buch gelieferte Aufklärungsversuch für die Umwelt liegt mir noch immer schwer im Magen: „Erklärungen können davon ausgehen, dass das Kind „sexuell unfertig“ geboren wurde. Dies ist ein ungewöhnlich brauchbarer Ausdruck, der viele hundert Patienten und ihre Eltern vor der Kränkung mit Bezeichnungen wie „Missgeburt“, „Zwitter“, „Halbjunge“ und „Halbmädchen“, „geschlechtliches Neutrum“ usw. bewahrt hat.“ Na diese Aussage ist wohl total daneben und halte ich für ein Gerücht.

Mit Verwunderung habe ich folgende Passage gelesen, die das Erinnerungsvermögen des Kindes anspricht: „Die Mutmaßungen und Grübeleien der Kindheit gehen viel tiefer, als wir oberflächlich beobachtenden Erwachsenen manchmal wahrhaben wollen.“ Den absoluten Höhepunkt der Frechheit finde ich aber folgende Aussage: „Bei weiblichen Hermaphroditen entfernt man häufig die vergrößerte Klitoris. Trotz der Bedeutung der Klitoris als Zentrum der sexuellen Erregung beseitigt ihre Entfernung nicht die Orgasmusfähigkeit und mindert auch nicht – soweit man es beurteilen kann – das Gefühl der sexuellen Befriedigung.“ Also dazu fällt mir wirklich nichts mehr ein.

Fazit

Es werden widersprüchliche Aussagen zur Behandlungspraxis abgegeben, die den Tatsachen nicht entsprechen und Money-untypisch sind. Die Aufklärungsansätze dem Patienten/der Patientin sind nicht schlecht angedacht, müssen aber letztendlich doch der Verheimlichungstaktik weichen. Auch wenn das Buch nicht schlecht geschrieben ist, halte ich es nur für sehr bedingt empfehlenswert.

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NibblesChris - 17. Jan, 08:55

Ich finde es erstaunlich, dass du überhaupt in Erwägung ziehen würdest, ein Buch von Dr. Money zu empfehlen. Hut ab vor so viel Objektivität!

Kitty-xy - 17. Jan, 13:34

Na ja Empfehlen ist hier wohl etwas zu viel gesagt, denn jeder hat seine eigenen Empfindungen beim Lesen. Aber in der Tat hat mich das Lesen des ersten Money-Buch schon Überwindung gekostet. Sicherlich habe ich das Buch mit anderen Augen gelesen, als es Ottonormalo lesen würde.

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