Sonntag, 1. Juni 2014

Die Ordnung der Hermaphroditen-Geschlechter

Die-Ordnung-der-Hermaphroditen-Geschlechter

von Maximilian Schochow

Inhaltliche Beschreibung

Anhand historischer Quellen, die sich den hermaphroditischen Körpern zuwenden, diskutiert diese Studie die Entstehung von Geschlechtlichkeit, die Praktiken der Geschlechtseinschreibung in die Körper und die hiermit korrespondierenden Effekte. Dabei werden naturgeschichtliche, medizinische und juridische Diskurse des 15. bis 19. Jh.s analysiert.

Die Hermaphroditen-Beschreibungen des 15. Jh.s, beispielsweise von Paracelsus, erschüttern durch das Fehlen der Definition von Intersexualität über die doppelte Anzahl der Geschlechtsteile, das Fehlen der modernen, wohlbekannten Verbindung von Hermaphrodit und Geschlecht die Vertraut¬heit unseres Wissens über Hermaphroditen. Solch eine Verbindung taucht erstmals in den Hermaphroditen-Diskursen des beginnenden 17. Jh.s auf. Sie wird in jenen medizinischen Traktaten produziert, die nach der Wahrheit des Geschlechts hermaphroditischer Körper fragen. Und genau diese Frage ist es, die den Moment markiert, da im abendländischen Denken das Geschlecht erfunden wurde.

ISBN 978-3-05-004630-3

Rezension

Studie zur Entstehung von Geschlechtlichkeit vom 16./17. Jh bis heute auf 266 Seiten + Anhang. Nervig zu lesen sind die Passagen in alter Schrift und in Französisch – eine Übersetzung gibt es leider nicht; es wird lediglich im weiteren Text Bezug darauf genommen.

Das Buch zeigt den Wandel anhand von Fallbeispielen auf, was seinerzeit als Geschlecht galt - im 16./17. Jh z.B. galt die Erscheinung, Körperbau und Haare als geschlechtsbestimmende Attribute. Im Übrigen wurde das Geschlecht nicht in männlich und weiblich unterteilt, sondern in Tiergeschlecht, Pflanzengeschlecht, Menschengeschlecht. Wurde ein Hermaphrodit entdeckt und seiner Geschlechtlichkeit „überführt“, war das gleichbedeutend mit seinem Todesurteil. Beispiele hierfür werden in den Fallbeispielen dargestellt.

Im 17. Jh lautete die Aussage: alle Hermaphroditen sind missgebildete Frauen – im 18. Jh waren alle Hermaphroditen missgebildete Männer.

Ende des 18. Jh Anfang des 19. Jh wird erstmals offen über chirurgische Praktiken zur „Heilung“ des Hermaphroditen gesprochen. Bis dahin war eine chirurgische Körperöffnung wegen der Gefahr für Leib und Leben erst nach dem Tode möglich – so wurden Personen, die im Verdacht standen ein Hermaphrodit zu sein, erst nach dem Tode rehabilitiert oder als Hermaphrodit überführt.

Es erfolgte mit der Zeit ein Wandel von Geschlecht von dem äußeren Geschlecht (Vivisektion = Beschau des äußeren Geschlechts zur Geschlechtsbestimmung) zum inneren Geschlecht (operative Beschau des Körperinnern) zu chromosomale Geschlecht (Molekularbiologie).

Trotz der vielen Passagen in alter Schrift und Französisch und des hohen Preises ist das Buch doch empfehlenswert – auch wenn es natürlich eher um die Entwicklung des Geschlechtsbegriffes geht.

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