Kittys Leseecke

Sonntag, 24. Mai 2015

Intergeschlechtlichkeit - Impulse für die Beratung

Intergeschlechtlichkeit-Impulse-fuer-die-Beratung

von Manuela Tillmanns

Inhaltliche Beschreibung

Menschen, die nicht eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugeordnet werden können, sind gesellschaftlichen Stigmatisierungen und medizinisch-psychologischen Pathologisierungen ausgesetzt. Zentrale Studien im deutschsprachigen Raum bestätigen die Notwendigkeit eines fundamentalen Paradigmenwechsels im gesellschaftlichen Umgang mit Intergeschlechtlichkeit bzw. Intersexualität. Zwar hat die Auseinandersetzung mit dem Thema bereits Einzug in den Bildungsbereich erhalten, jedoch existieren bislang keine Veröffentlichungen zur professionellen Beratung von Inters*.
Mithilfe der Analyse von Selbstdarstellungen und Expert_innen-Interviews werden im vorliegenden Buch konkrete Impulse und Handlungsempfehlungen für eine inter*-spezifische Beratungspraxis erarbeitet. Interdisziplinarität, Ressourcenorientierung und Personen-zentriertheit werden als wichtige Grundpfeiler benannt, die es ermöglichen, neue methodische Denk- und Handlungsmuster zu formulieren. Dabei werden auch bisher bestehende Beratungsansätze und -konzepte aufgegriffen und unter Einbezug von Peers und Selbsthilfegruppen erweitert. So ergeben sich neue methodische Zugänge und Perspektiven, die sich an den Bedürfnissen und Wünschen intergeschlechtlicher Personen orientieren und ihnen Formen der Selbstermächtigung sowie barrierefreie Räume für selbstbestimmtes Agieren eröffnen.

Manuela Tillmanns ist Sonderpädagog_in und Sexualwissenschaftler_in (M.A.) und arbeitet als Lehrbeauftragte_r an der Universität zu Köln. Tillmanns war Sozialarbeiter_in beim Kölner Straßenstrich-Projekt Geestemünder Straße und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehr-Forschungs-Projekt »Let's talk about Sex« an der Universität zu Köln. Forschungsschwerpunkte: Intergeschlechtlichkeit, sexualisierte Gewalt, sexuelle Bildung, Sexarbeit, Pornografie und hegemoniale Männlichkeiten.

IBN 978-3-8379-2493-0

Rezension

Das Buch umfasst 145 Seiten mit Abkürzungsverzeichnis, Literatur/Quell-Angaben. Es soll Impulse zur Beratung zur Intergeschlechtlichkeit liefern. Leider wird das vorliegende Buch seinem Anspruch nicht wirklich gerecht, es beleuchtet das Thema eher aus wissenschaftlicher Sicht und liefert wenig Impulse zur Peer-Beratung. Es liefert eher einen Blick auf die Historie und entwickelt sozialwissenschaftlicher Perspektiven zur Beratung zu Intersexualität.

Das Buch ist zwar interessant, aber für eine Peerberatung ist es weniger geeignet.

Dienstag, 17. März 2015

Zwischen Tabu und Skandal - Hermaphroditen von der Antike bis heute

Zwischen-Tabu-und-Skandal-Hermaphriditen-von-der-Antike-bis-heute

von Erika Nussberger

Inhaltliche Beschreibung

Die westlichen Gesellschaften teilen Menschen traditionellerweise in eine männliche und eine weibliche Kategorie. Seit der Antike gibt es aber Menschen, die nicht in dieses als selbstverständlich betrachtete duale Geschlechtersystem passen: Hermaphroditen haben entweder Merkmale, die sich nicht eindeutig zuordnen lassen oder die als widersprüchlich gelten. Da ihre Existenz die soziale Ordnung in Frage stellt, sah und sieht sich die Gesellschaft von der Antike bis heute herausgefordert, zum Hermaphroditismus Stellung zu beziehen und Konzepte zum Umgang mit den Betroffenen zu entwickeln. In diesem Buch werden die wichtigsten historischen Entwicklungen rund um den Hermaphroditismus in der westlichen Welt im medizinischen, juristischen und sozialen Kontext dargestellt - geprägt von spannungsgeladenen Gegensätzen zwischen Mystifizierung und dem Bemühen um sachliche Einordung, zwischen Faszination und Ablehnung, zwischen Tabu und Skandal.

Rezension

Das Buch behandelt auf 279 Seiten die Entwicklung der Behandlung und Sichtweisen auf Hermaphroditismus von der Antike bis heute. Das vorliegende Buch ist eine Dissertation und liest sich erstaunlich flüssig und interessant.

Kapitel 1 berichtet von göttlichen Zeichen und menschlicher Reaktion von 500 v. Chr. bis 500 n. Chr.
Die Geburt eines Hermaphroditen wurde als schlechtes Omen und als Strafe Gottes gesehen. Sie wurden getötet, verbrannt und verband; es wurden Tempel erbaut und Opfer gebracht, um die Göttern zu besänftigen und sogar Kriege wurden ihretwegen geführt. Es gab aber auch Fälle sogenannter spontaner Geschlechtsumkehr von Frauen zu Männern, denen plötzlich männliche Genitalien wuchsen oder Männer die zu Frauen transformierten. Diese Menschen wurden als Heilige angesehen und verehrt. Priester, Ärzte, Justiz beschäftigten sich mit der Existenz der Hermaphroditen und jeder sah das Wahre Wissen auf seiner Seite.

Kapitel 2 schildert Hermaphroditismus als juristischen Problemfall von 500 n. Chr. bis ca. 1750 n. Chr.
Sodomie, Geschlechtszuweisung, Ehe und Kirche sowie Justiz – welche sehr hart und brutal bis zur „doppelten“ Todesstrafe (Erhängen und Verbrennen) ging und unter dubiosen Begutachtungen zu ihren Urteilen gelangten. Hermaphroditen wurden als Kranke angesehen und mussten behandelt werden (erste Gedanken zu Operationen am Genital). Es entbrannt eine Diskussion über die Entstehung von Hermaphroditismus. Sexpraxis, Position beim Akt, Zeitpunkt der Zeugung, Vermischung von gutem und schlechten Samen. Es wurde versucht Hermaphroditen in Geschlechtskategorien m/w/z bzw. mehr Geschlechter einzustufen.

Kapitel 3 berichtet dann in einem Zeitraum von 1750 n. Chr. bis 1850 n. Chr. von der Entdeckung der inneren Organe.
Die Entdeckung der inneren Organe führte zum Versuch der Geschlechtsbestimmung und heizte die Ursachenforschung für Hermaphroditismus an. Die Ärzte sahen sich plötzlich in der Lage eine Ehe-/Zeugungsfähigkeit zu diagnostizieren (Hypospadie schloss eine Ehe-/Zeugungsfähigkeit aus). Das Vorhandensein von funktionsfähigen Hoden bewies die Männlichkeit – neue Untersuchungsmethoden umfassten neben der Beschau und Tastuntersuchungen nun auch das Einführen von Sonden in die Harnwege/Hohlräume (Rektal/Vaginal), Untersuchungen mit dem Spekulum oder dem Mikroskop; es wird auch von Kerzen! als Untersuchungsobjekt gesprochen. Die Untersuchungen werden invasiver und schmerzhafter – führte aber selten zu einer Diagnose. Aus diesem Grunde wurden Obduktionen der Betroffenen nach dessen Tod gewünscht. Es kam zu ersten Operativen Eingriffen (Hypospadie und Neovagina/Klitorisamputation).

Kapitel 4 erläutert die Tücken der Eindeutigkeit von 1850 n. Chr. bis 1920 n. Chr.
Die Medizin versuchte Ursachenforschung zu betreiben, gelangte aber zu keinem Ergebnis. Sie versuchte Hermaphroditen und Pseudohermaphroditen zu kategorisieren und stellt Betroffenen eine geistige Minderwertigkeit anheim. Die Behandlungskonzepte wurden vereinheitlicht, aber auch medizinischer. Durch den Einsatz von Mikroskop und Narkose rückten die Geschlechtsdrusen in den Vordergrund und die Operationen an Klitoris/Hypospadie/Neovagina nehmen zu. Die Justiz beschäftigt sich mit der Geschlechtszuweisung und deren rechtlichen Auswirkungen. Es wurden Regeln einer Ehe- und Zeugungsfähigkeit aufgestellt und Sonderregelungen im Bezug auf Beruf und Sittlichkeit in Erwägung gezogen.

Kapitel 5 behandelt die Behandlungspflichtige Krankheit oder drittes Geschlecht ab 1920.
Das Kapitel beginnt mit einer Autobiografie einer Betroffenengeschichte aus heutiger Sicht. Das alles beherrschende Thema dieser Epoche sind Hormone, Chromosomen, Entwicklungsmöglichkeiten und die Syndrome werden in viele unterschiedliche Gruppen (= Krankheiten) unterteilt. Neu hinzugekommen ist die Bildgebende Diagnostik des Körperinneren. Es wird über die Machbarkeit von Geschlecht im Rahmen von OP´s diskutiert – die allerdings auf 1. Linderung von Beschwerden, Ausscheidungsfunktionen und Sexualfunktionen, 2. Normale Geschlechtlichkeit herzustellen, abzielten.
Mitte der 90-er Jahre meldeten sich dann Betroffene erstmals mit ihren Erfahrungen zum Baltimorer Konzept zu Wort. Dies wurde nach 20 Jahren dann auch endlich von der Medizin zur Kenntnis genommen und es kam zu ersten Studien und Umdenken in den Guidelines 2001.

Abgerundet und in Kurzform zusammengefasst folgt in Kapitel 6 eine Analyse der Kapitel 1 – 5 und es schließt sich eine Diskussion an.

Abschließend folgten eine Zusammenfassung und Schlussfolgerungen.

Das Buch hat sich erstaunlich leicht lesen lassen und wirkte so gar nicht angestaubt – von der Antike bis heute. Es war interessant geschrieben – wenn sich manche Passagen auch in den einzelnen Kapiteln/Unterkapiteln wiederholten. Es vermittelte den Blick auf Geschlecht im Wandel der Zeit von der äußerlichen Zuordnung – über die Entdeckung der Gonaden – bis hin zu den Hormonen und Chromosomen. Von der Verdammung der Hermaphroditen und Anbetung der spontanen Geschlechtsumgewandelten bis in die heutige Zeit der Behandlung und operativen Geschlechtszuweisung. Ich kann diesem Buch nur eines bescheinigen, es ist interessant und lesenswert.

Donnerstag, 5. Februar 2015

Sexualität und Geschlecht: Psychosoziale, kultur- und sexualwissenschaftliche Perspektiven. Eine Festschrift für Hertha Richter-Appelt

Sexualitaet-und-Geschlecht

von Katinka Schweizer, Franziska Brunner, Susanne Cerwenka, Timo O. Nieder, Peer Briken

Inhaltliche Beschreibung

Obwohl Sexualität und Geschlecht in unserer Gesellschaft allgegenwärtig sind, führt meist erst die Konfrontation mit Abweichungen von der vermeintlichen Norm zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit diesen Themen. Die Sexualforscherin und Psychoanalytikerin Hertha Richter-Appelt, der dieser Band gewidmet ist, hat sich in Therapie und Forschung mit vielfältigen Formen menschlicher Geschlechtlichkeit auseinandergesetzt.

Anlässlich ihres 65. Geburtstags beleuchten ihre Wegbegleite_jnnen Sexualität und Geschlecht aus unterschiedlichen Blickwinkeln und beziehen sich unter anderem auf Religion, Politik, Körper, Identität, Partnerschaft und deutsche Geschichte. Diese vielseitige Sammlung regt einen Diskurs zwischen kritischer Sexualwissenschaft, Psychoanalyse, Medizin, Psychologie, Selbsthilfe, Rechts-, Kultur- und Sozialwissenschaften an und möchte Kundige wie Interessierte für die Vielfalt von Sexualität und Geschlecht begeistern.

Mit Beiträgen von Inga Becker, Christina von Braun, Peer Briken, Franziska Brunner, Susanne Cerwenka, Martin Dannecker, Arne Dekker, Annika Flöter, Harald J. Freyberger, Beatrix Gromus, Christina Handford, Vivian Jückstock, Uwe Koch, Susanne Krege, Silja Matthiesen, Birgit Möller, Timo O. Nieder, Karl-Josef Pazzini, Friedemann Pfäfflin, Konstanze Plett, Wilhelm F. Preuss, llka Quindeau, Rainer Richter, Katinka Schweizer, Volkmar Sigusch, Bernhard Strauß und Lucie G. Veith

Dr. Katinka Schweizer, Psychologische Psychotherapeutin, Franziska Brunner, Diplom-Psychologin, Dr. Susanne Cerwenka, Diplom-Psychologin, und Dr. Timo O. Nieder, Psychologischer Psychotherapeut, sind wissenschaftliche Mitarbeiterinnen des Instituts für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Prof. Dr. Peer Briken, Sexualwissenschaftler, Psychotherapeut, forensischer Psychiater, ist Direktor dieses Instituts.

ISBN 978-3-8379-2444-2

Rezension

Das Buch ist eine Festschrift für Hertha Richter-Appelt und umfasst 281 Seiten. Ich gestehe, dass ich nur die Beiträge zum Thema Intersex gelesen habe – und dieses waren sehr lesenswert.

Ein Gesamturteil über dieses Buch kann ich mir aus diesem Grund leider nicht erlauben.

Sex die ganze Wahrheit

Sex-die-ganze-Wahrheit

von Pere Estupinya

Inhaltliche Beschreibung

Leicht, prägnant und mit viel Humor erklärt Pere Estupinya die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und unterfuttert sie mit wahren Geschichten. Keine sexuelle Ausrichtung, keine Praktik oder Vorliebe wird tabuisiert. Ein Buch über den Ursprung der Sexualität, über Monogamie und Untreue im Tierreich, über multiple Orgasmen, weibliche Ejakulation, Größe, Potenz, Unlust und Frust, über die Magie des Kusses, Sex im Alter, Internet-Datings, Pornos, Sadomaso-Clubs, über sexuelle Identitäten und soziale Monogamie.

Ein Buch, das eine Mutter ihrem Sohn und ein Enkel seiner Oma empfehlen kann.

ISBN 978-3-570-50170-2

Rezension

Dieses Buch ist spannend und kurzweilig zu lesen. Allerdings sind die Informationen, die zum Thema Intersex angeblich enthalten sind, sehr dürftig und auch nicht wirklich fundiert. Zumindest für den Fachlaien ist dieses Buch in Bezug auf Intersexualität nicht empfehlenswert.

Normierte Kinder: Effekte der Geschlechternormativität auf Kindheit und Adoleszenz

Normierte-Kinder

von Erik Schneider, Christel Baltes-Löhr

Inhaltliche Beschreibung

Geschlechternormen beeinflussen uns von Geburt an - bis ans Ende unseres Lebens. Welche Effekte haben sie auf die Erziehung von Kindern und Jugendlichen? Vermittelt durch Eltern/Familie, Schule und Gleichaltrige sind sie bislang Teil zwischenmenschlicher Beziehungen. Dieser Band zeigt: Die konventionelle Annahme einer Zweigeschlechtlichkeit führt dazu, dass Kindern geschlechterrollentypisches Verhalten beigebracht wird, um ihre Geschlechtsidentität herauszubilden. Die Beiträge gehen den Gründen für diese Vorgehensweise nach und eröffnen die Diskussion über die Kluft zwischen den geltenden Normvorstellungen und der Pluralität unterschiedlicher Lebensentwürfe. Sie zeigen den Weg auf zu einer Kultur des Res¬pekts und der gegenseitigen Anerkennung.


ISBN 978-3-8376-2417-5

Rezension

Auf 400 Seiten wird ein Resümee des Kongresses „Geschlechternormativität und Effekte für Kindheit und Adoleszenz“ aus dem Jahre 2012 gegeben. Verschiedene Autoren/Teilnehmer des Kongresses berichten über ihr jeweiliges Themengebiet bei dieser Tagung. Im Großen und Ganzen regen die Beiträge zum Nachdenken und Überdenken an, allerdings ist für die geübten Leser zum Thema Intersexualität nicht sehr viel Neues dabei.

Da es sich hier um ein Buch des Kongresses des Vereins Intersex & Transgender Luxembourg und der Universität Luxemburg handelt, wird dem Thema Transgender/Transidentität aber auch Transsexualität sehr viel Raum gegeben. Das Buch verfügt leider nicht über einen Glossar und verlangt von dem ungeübten Leser doch einiges an Hintergrundwissen.

Inter* Trans* Express*: Eine Reise an und über Geschlechtergrenzen

Inter-Trans-Express

von Ika Elvau

Inhaltliche Beschreibung

Welches Geschlecht haben deine Socken?
Was ist Genderterror?
Wie queer ist eigentlich das Gesundheitsamt?
Und wohin fährt der Inter*Trans*Express*?

ISBN 978-3-942885-69-0

Rezension

Das Büchlein umfasst einzelne Geschichten und Gedichte – die oftmals unter die Haut gehen und von Wut, Trauer, Fassungslosigkeit und Diskriminierungen berichten.

Auf 95 Seiten liest man bewegendes, was nicht jeder zu verstehen vermag, der nicht in dieser Situation ist.

Entwicklungsgeschichte und Anatomie der weiblichen Genitalien

Entwicklungsgeschichte-und-Anatomie-der-weiblichen-Genitalien

von Prof. Dr. J. Tandler

Inhaltliche Beschreibung

Keine

Rezension

Entwicklungsgeschichte und Anatomie der weiblichen Genitalien von Prof. Dr. J. Tandler von 1913. Das 74-seitige Buch startet mit der Embryonalen Entwicklung der Gefäße, Organe und Co., berichtet über die Lage und den Verlauf der Gefäße, Muskulatur sowie den Stütz- und Halteapparat der Organe.

Hierbei wird die jeweilige Position in der Kindheit bzw. im Alter dargestellt.

Das vorliegende Buch thematisiert Intersexualität nicht und ist für die ärztliche Leserschaft geschrieben. Es ist durch den massiven Gebrauch des Fachvokabular nur schwer zu verstehen und daher bedingt lesenswert.

Dienstag, 24. Juni 2014

Hexenblut

Hexenblut

von Suskas Lötzerich

Inhaltliche Beschreibung

Keine

ISBN 978-3-902844-40-8

Rezension

Ein Comic mit 142 Seiten der mich teils zum Schmunzeln anregte aber auch tiefstes Leid zeigt. Sehr kurzweilig und sicher prima geeignet um beim zweiten oder dritten Mal lesen noch neue Details zu entdecken.

Lesenswert!

Sonntag, 1. Juni 2014

Die Ordnung der Hermaphroditen-Geschlechter

Die-Ordnung-der-Hermaphroditen-Geschlechter

von Maximilian Schochow

Inhaltliche Beschreibung

Anhand historischer Quellen, die sich den hermaphroditischen Körpern zuwenden, diskutiert diese Studie die Entstehung von Geschlechtlichkeit, die Praktiken der Geschlechtseinschreibung in die Körper und die hiermit korrespondierenden Effekte. Dabei werden naturgeschichtliche, medizinische und juridische Diskurse des 15. bis 19. Jh.s analysiert.

Die Hermaphroditen-Beschreibungen des 15. Jh.s, beispielsweise von Paracelsus, erschüttern durch das Fehlen der Definition von Intersexualität über die doppelte Anzahl der Geschlechtsteile, das Fehlen der modernen, wohlbekannten Verbindung von Hermaphrodit und Geschlecht die Vertraut¬heit unseres Wissens über Hermaphroditen. Solch eine Verbindung taucht erstmals in den Hermaphroditen-Diskursen des beginnenden 17. Jh.s auf. Sie wird in jenen medizinischen Traktaten produziert, die nach der Wahrheit des Geschlechts hermaphroditischer Körper fragen. Und genau diese Frage ist es, die den Moment markiert, da im abendländischen Denken das Geschlecht erfunden wurde.

ISBN 978-3-05-004630-3

Rezension

Studie zur Entstehung von Geschlechtlichkeit vom 16./17. Jh bis heute auf 266 Seiten + Anhang. Nervig zu lesen sind die Passagen in alter Schrift und in Französisch – eine Übersetzung gibt es leider nicht; es wird lediglich im weiteren Text Bezug darauf genommen.

Das Buch zeigt den Wandel anhand von Fallbeispielen auf, was seinerzeit als Geschlecht galt - im 16./17. Jh z.B. galt die Erscheinung, Körperbau und Haare als geschlechtsbestimmende Attribute. Im Übrigen wurde das Geschlecht nicht in männlich und weiblich unterteilt, sondern in Tiergeschlecht, Pflanzengeschlecht, Menschengeschlecht. Wurde ein Hermaphrodit entdeckt und seiner Geschlechtlichkeit „überführt“, war das gleichbedeutend mit seinem Todesurteil. Beispiele hierfür werden in den Fallbeispielen dargestellt.

Im 17. Jh lautete die Aussage: alle Hermaphroditen sind missgebildete Frauen – im 18. Jh waren alle Hermaphroditen missgebildete Männer.

Ende des 18. Jh Anfang des 19. Jh wird erstmals offen über chirurgische Praktiken zur „Heilung“ des Hermaphroditen gesprochen. Bis dahin war eine chirurgische Körperöffnung wegen der Gefahr für Leib und Leben erst nach dem Tode möglich – so wurden Personen, die im Verdacht standen ein Hermaphrodit zu sein, erst nach dem Tode rehabilitiert oder als Hermaphrodit überführt.

Es erfolgte mit der Zeit ein Wandel von Geschlecht von dem äußeren Geschlecht (Vivisektion = Beschau des äußeren Geschlechts zur Geschlechtsbestimmung) zum inneren Geschlecht (operative Beschau des Körperinnern) zu chromosomale Geschlecht (Molekularbiologie).

Trotz der vielen Passagen in alter Schrift und Französisch und des hohen Preises ist das Buch doch empfehlenswert – auch wenn es natürlich eher um die Entwicklung des Geschlechtsbegriffes geht.

Jenseits der zwei Geschlechter

Jenseits-der-zwei-Geschlechter

von Verena Averkamp

Inhaltliche Beschreibung

Menschen jenseits der zwei Geschlechter können dem weiblichen oder dem männlichen Geschlecht nicht eindeutig zugeordnet werden. Dieses Phänomen der geschlechtlichen „Uneindeutigkeit", die Intersexualität, wird weitestgehend tabuisiert, sodass betroffene Menschen meist am Rande der Gesellschaft leben.

Mit dem Phänomen hat sich bislang vorwiegend die Medizin auseinandergesetzt. Erst nach Bekanntwerden der Leidensgeschichten Betroffener durch medizinische Eingriffe wurde deutlich, wie wichtig die psychologische Betreuung von intersexuellen Menschen ist.

Den meisten Menschen erscheint unser Zweigeschlechtersystem (Mann/Frau) als natürlich. Im Alltag kommt diese Zweiteilung der Geschlechter in fast allen Bereichen zum Vorschein, wie zum Beispiel bei Formularen, Umkleidekabinen oder bei der Namensgebung eines Neugeborenen.

Für die meisten werdenden Eltern stellt sich somit die Frage nach dem Geschlecht des Kindes. Doch was geschieht, wenn diese Frage nicht beantwortet werden kann? Wie sieht der Umgang mit Intersexualität in einer Gesellschaft aus, in der die Existenz dieses Phänomens weitläufig unbekannt ist?

ISBN 9783842861961

Rezension

Das Buch soll eine Broschüre darstellen und zur Aufklärung über das Thema Intersexualität dienen. Es umfasst 99 Seiten und verfügt über einen kurzen Glossar und weitere Anhänge.

Das Buch ist in leicht verständlichen Worten geschrieben und ist untergliedert in:

IS – Ein Tabuisiertes Phänomen
Zweigeschlechtlichkeit als Norm
Medizin als Hüter der Norm?
Aus der Perspektive der „Normabweichenden“
Intersexuelle und Ihre Familien
Folgerungen für den zukünftigen Umgang
Fazit
Glossar
Anhänge

Es liefert eine Bestandaufnahme der Behandlungspraxis und die Änderungen, liefert aber auch rechtliche Hintergründe - und hinterfragt so manche Praxis kritisch.

Das Buch ist lesenswert.

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Zuletzt aktualisiert: 24. Mai, 20:36

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