Zwidri

Freitag, 25. Mai 2007

Schwääääre Kost

In den letzten Tagen habe ich das Buch „Der Junge, der als Mädchen aufwuchs“ gelesen. Ein wirklich sehr bewegendes Buch über die Leidensgeschichte von David Reimer, seiner Familie und seinem Tyrannen. Ich kannte die Doku über David Reimer, doch dieses Buch bot eine Fülle an bislang unbekannten Hintergrundinformationen.

John Money versuchte bis zu Letzt seine Lügen über den Fall der Zwillinge aufrecht zu halten. Sehr schockierend finde ich die beschriebenen Behandlungsmethoden, die John Money bei Brian und Brenda anwendete – da ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass die Geschichte ein tragisches Ende nahm.

In weiten Teilen des Buches wird auch auf die Behandlung von Intersexuellen Mensch eingegangen und über einzelne Betroffene berichtet. Während dem lesen, musste ich immer wieder stoppen. Dieses Buch hat ähnlich starke Emotionen wie das Buch von Ulla Fröhling „Leben zwischen den Geschlechtern Intersexualität - Erfahrungen in einem Tabu-Bereich“ in mir ausgelöst.

Dienstag, 22. Mai 2007

Flashback

Anfang diesen Jahres hatte ich ein Blitzlicht einer Erinnerung an eine Situation in der Universität aus dem Jahre 1983.

Ich bin ca. 6 Jahre alt und es wurden Ganzkörpernacktfotos von mir erstellt. In meiner Erinnerung befinde ich mich in einem dunklen Kellerraum mit winzigen Fenstern am oberen Deckenrand. Die Wände sind orangerot bemalt und vor den winzigen Fenstern hängen blaue kurze Gardinen. Der Raum ist L-Förmig und ein kleiner Umkleideraum grenzt an diesen Raum. In dem Raum stehen eine Couchgarnitur und zwei/drei größere Pflanzen. An der kürzeren Seite des Raumes befinden sich Fenster die mit Jalousien zugezogen sind.

Ich wurde aufgefordert mich auszuziehen und sollte mich für die Fotos auf ein Holzpodest vor eine blaue Wand stellen. Dort wurden dann die Fotos geschossen, an die ich mich noch recht gut erinnern kann. Je ein Foto frontal und seitlich; zeitlich kann ich das Alter recht gut einsortieren, da die Aufnahmen nach der deutlich sichtbaren Gonadektomie stattgefunden haben.



Somit habe ich nun den Beweis für zwei solcher Fototermine. Anfang des Jahres habe ich eine Veröffentlichung meines ehemaligen Arztes erhalten, in dem ein Ganzkörperfoto von mir mit ca. 3,5 Jahren abgebildet ist. Als ich diese Abbildung sah, hatte ich dieses Blitzlicht. Mit dem letzten Schreiben hat mir die Uni nun die Dias mit ca. 6 Jahren zukommen lassen.

Bei der Aufnahme mit 3,5 Jahren durfte ich noch meinen Schmuseteddy im Arm halten und man sieht, dass mir die Situation zwar unangenehm ist, ich sie aber nicht wirklich verstehe. Anders sieht das schon auf den Fotos mit 6 Jahren aus, deutlich ist zu erkennen, dass ich mich in dieser Situation sehr unwohl gefühlt habe und am liebsten abgelaufen wäre.

Beide Aufnahme-Termine müssen im Rahmen meiner jährlichen Vorstellungen in der Uni stattgefunden haben, da für beide Termine keinerlei stationäre Aufenthalte aus meinen Behandlungsunterlagen hervorgeht. Meine Mutter gab für diese Aufnahmen übrigens ihre Zustimmen, allerdings wurde ihr nicht gesagt, dass diese Fotos auch in Veröffentlichungen eingehen – dem hätte sie nämlich nie zugestimmt.

Sonntag, 13. Mai 2007

Gott

Aussage der Pfarrerin bei der Taufe.

Gott trägt sowohl männliches als auch weibliches in sich!!!!

Mittwoch, 9. Mai 2007

Stammtisch-Time

Ja morgen ist es mal wieder so weit, es wird geratscht, gequatscht und geschnasselt. Ich hoffe auf rege Beteiligung, da sich ein weitgereister Gast angemeldet hat.

Ich weis schon gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal beim Stammtisch war – ich freue mich auf jeden Fall auf meine intergeschlechtlichen Mensch.

Bisher sind wir zu viert; und ein Vielleicht.

Dienstag, 8. Mai 2007

Flauer Magen

Heute Morgen nach dem Aufstehen bin ich direkt zu einem Fotolabor meiner Wahl getigert und habe meine Dias aus der Uni entwickeln lassen. Ich war am Freitag schon mal dort; doch da hätte ich die Bilder erst am Samstag abholen können, und das wollte ich nicht. Also stiefelte ich heute, noch vor der Arbeit, dort hin und gab die Dias ab.

Ich machte die Angestellt darauf aufmerksam, das besonderst auf die Dias geachtet werden müsste, da sie nicht mein Eigentum sind. Sie notierte sich das extra auf ihrem Auftrag und entließ mich bis heute Abend. Als ich dann auf Arbeit ankam, machte mich gleich meine Kollegin „freundlich“ von der Seite an, na mal wieder verschlafen? Nee Nee meine Liebe, hättest du mir gestern zugehört, dann wüsstest du, dass ich vor der Arbeit etwas erledigen wollte!

Den ganzen Tag musste ich daran denken, das nun diese Bilder entwickelt werden und was die Angestellten wohl dabei denken würde. Aber meine größte Sorge war, dass die Dias beschädigt werden könnten.

Nach der Arbeit bin ich dann gespannt wieder in das Fotolabor gegangen und nahm meine Fotos in Empfang; die Dias sind heile geblieben und ich um fast 15 Euro für fünf Bilder und eine gebrannte CD ärmer. Ich bekam erst einen Schreck, da die Dame meinen Auftrag erst nicht finden konnte und dann schaute sie mich etwas misstrauisch an – ob sie die Fotos gesehen hat? Ist mir auch egal, ein kurzer prüfender Blick in die Fototasche zeigte mir, dass das Ergebnis in Ordnung ist und auch die Dias vollzählig vorhanden sind.

Montag, 7. Mai 2007

Vampirismus und Hellseher

Heute hatte ich meinen Termin bei meinem möglicherweise neuen Hormonspezi in Berlin. Bei der letzten Hormonanalyse bei meiner Ärztin in der Heimat wurde mir – wegen der massigen Körperfülle – ein Zuckerbelastungstest angeraten.

Also habe ich mich hier in Berlin auf die Suche nach einem neuen Arzt gemacht und auch ein interessantes Exemplar entdeckt. Heute war also Kennen lernen und Vorbesprechung für diesen Zuckerbelastungstest angesagt. Nach kurzer Wartezeit war ich an der Reihe – das ging dort wie am Fließband. Nach kurzer Frage-/Antwort-Runde meinte er dann, OK dann machen wir jetzt mal einen Hormonstatus und am Empfang sollte ich mir dann die entsprechenden Termine geben lassen. Bemerkenswert finde ich, dass er mir gleich meine Diagnose stellte und sagte, er hätte noch eine andere Patientin. Sie hätte trotz ihrer Intersexualität sogar ein Kind geboren. Aha sehr interessant - trifft aber beides nicht auf mich zu!!!

„Kopfkratz“ Hormonstatus abends um 19:30 Uhr messen? „Kopfkratz“

„Kopfkratz“ Warum warte ich dann bitteschön seit anderthalb Jahren auf ein Ergebnis auf meine molekulargenetische Blutanalyse, wenn der Herr mir das mal so eben mitteilt? „Kopfkratz“

Ich nahm wieder artig im Wartezimmer platz und wartete, bis ich aufgerufen wurde. Als ich das erste Mal aufgerufen wurde, wurde das nette Mädel – welches mir später das Blut abzapfte – fürchterlich zusammengefaltet. Der Vorzimmerdrachen – aha hier gibt es ihn also auch – hatte mir ein falsches Rezept gegeben und wollte das austauschen; doch ein Kommunikationsproblem zwischen den beiden wurde auf die bösartige Weise vor mir diskutiert. Ich durfte dann wieder im Wartezimmer platz nehmen bis ich aufgerufen wurde.

Ich sagte dem netten Mädel das ich sehr geizig wäre und sie wahrscheinlich Probleme beim anzapfen hätte. Doch das ging eigentlich recht gut und sie füllte das erste Röhrchen. Eines nach dem anderen fühlte sie; als ich dann die insgesamt drei kleinen und drei großen Ampullen sah, fragte ich, ob sie die alle mit meinem Blut befüllen will? Signalisierte mir ein JA, als in dem Moment der Drachen den Raum betrat und die nette Dame erneut zusammengefaltet. Hilfe ich diene gerade als Blutbank und die keifen hier wie die Hühner.

Die Arme getraute sich nicht mal einen Pips von sich zu geben. Sie hat meine Ader eigentlich recht gut getroffen – trotzdem ziert jetzt ein großer blauer Fleck meinen Arm.

Auf dem Nachhauseweg dachte ich spontan, du bist im Kiez vom Hard Rock Cafe – schau doch einfach mal kurz vorbei. Heraus kam ich mit einer Rechnung von fast 50 Euro, zwei neuen Pins und einem neuen Berlin-T-Shirt.





Donnerstag, 3. Mai 2007

Gestern Abend

War mal wieder ein Face to Face mit meinen Liebsten angesagt.

Eigentlich hatte ich bereits abgesagt, weil es mir nicht so gut ging. Aber dank sanfter Überredungskunst von Icke trafen wir uns dann doch noch. Zu viert saßen wir im Garten und plauderten ganz locker über uns. Lecker Süppchen und Weinchen wurden kredenzt - sanftes Kerzenlicht und dicke Wolldecken. Herrlich, die Stunden flogen nur so dahin und die letzte Bahn nahte mal wieder.

Hach das hat wirklich gut getan.

Mittwoch, 2. Mai 2007

STRIKE

Letzten Samstag erhielt ich mal wieder einen dicken Umschlag mit Unterlagen über meine Behandlung aus meinem Universitätsklinikum. Neben Unterlagen über meine erste und zweite Operation, waren auch fünf Dias von mir in dem Umschlag enthalten. Endlich habe ich also Bildmaterial von mir - wie Gott mich schuf.

Ich habe scheinbar in ein Bienennest gestochen, denn diese Unterlagen sind so ganz anders als die bisherigen. Ich habe den Verdacht, dass diese Unterlagen ausschließlich für die Ärzte bestimmt waren, denn in diesen Unterlagen werden Sachverhalte zum Teil anders dargestellt. Sollten diese Unterlagen aus dem zweiten Aktenstrang sein, der nicht verbrennen konnte, weil er nicht im Archiv gelagert war. Möglicherweise wurde damals bewusst ein zweiter Strang angelegt; einen für die Ärzte und einen für meine Eltern – falls sie mal nach Unterlagen fragen sollten.

Es wurde eine Diagnose gestellt und diese dann nach der ersten Operation verworfen; in den bisherigen Unterlagen ist das aber nicht der Fall gewesen. Auch das intersexuelle Genital wird in diesen neuen Unterlagen ganz anders dargestellt wie in den bisherigen Unterlagen - die entsprechenden Fotos belegen das nun auch ganz klar. Ich frage mich ernsthaft, was das soll – wozu bin ich den damals operiert worden.

Jetzt weis ich einen weiteren Bruchteil meiner OP-Geschichte genauer. Ich wurde im Alter von 12 Monaten am Genital operiert; meine erste Erinnerung an eine Genitaloperation stammt aber von der OP mit fünf Jahren. Bisher passten diese Erinnerungen/Aussagen meiner Mutter/Unterlagen meiner Uni nicht zusammen; die neuen Unterlagen geben eine Erklärung dafür. Bei der ersten Operation wurde erst die Klitorisreduktion durchgeführt und anschließend sollte die Schamlippenplastik gemacht werden. Beide Bereiche wurden auch operiert, doch bei der Schamlippenplastik trat bereits eine starke Schwellung ein und so musste ich mit fünf Jahren nochmals nachkorrigiert werden. Von dieser zweiten Korrektur stammen dann auch meine ersten Erinnerungen.

Der Nebel lüftet sich also langsam. Aber ich spüre, dass da noch mehr ist – ich werde nicht aufgeben und immer brav weiternerven. Diese Taktik hat bisher sehr viele Unterlagen zu Tage gefördert. Auch wenn diesmal den Unterlagen eine happige Rechnung beilag – 50 Cent pro Kopie will die Uni von mir haben. Ach ja und die Dias sind Eigentum der Uni und will sie natürlich zurück haben. Jetzt heißt es ein Fotolabor suchen, die mir diese Dias entwickeln und vervielfältigen.

Oh Mann – diese Unterlagen haben mehr Fragen aufgeworfen als geklärt – langsam weis ich wirklich nicht mehr, was ich glauben darf und was nicht.

Dienstag, 1. Mai 2007

Mein Leben aus einer anderen Perspektive

Mitte Februar habe ich ein Interview gegeben; mittlerweile liegt mit das Endergebnis dieses Interviews vor.

Es war wirklich eine sehr interessante Erfahrung für mich, zu sehen, wie ein mir fremder Mensch meine Geschichte versteht und anschließend umsetzt. Selber kennt man ja nur seine Sichtweise und deshalb war ich auf die Umsetzung sehr gespannt. Ich muss schon sagen, das mir das Ergebnis sehr gut gefällt.

Letztendlich wollte ich durch dieses Interview meine eigenen Grenzen kennen lernen, wie viel bin ich bereit über mich und meine Geschichte zu berichten. Einem fremden Menschen, den man zum ersten Mal sieht, zu öffnen und recht brisante Themen zu erzählten ist schon eine ganz spezielle Sache.

Meine Lebens- und Leidensgeschichte mal von dieser anderen Seite zu sehen und auch meine Grenzen auszuloten war eine sehr interessant Erfahrung. Es hat mir wirklich gut getan mal so ausführlich zu berichten und auch das Hintergrundwissen meiner Interviewpartnerin fand ich sehr bemerkenswert.

Donnerstag, 26. April 2007

Freie Wahlmöglichkeit

In meinem E-Mailfach landen tagtäglich diverse Newsletter die ich nicht mehr los werde; heute landete mal wieder eines in meinem Postkorb. Typischerweise steht am Ende solcher Mails ein Link zum Abbestellen (der allerdings nicht funktioniert) – also lies ich mich heute mal wieder dazu hinreisen, den Link anzuklicken.

Es öffnete sich ein neues Fenster und von mir wurden diverse Angaben verlangt. Neben Name und Zuname, Geburtsdatum und E-Mail wurde auch nach dem Geschlecht gefragt. Aha dachte ich mir, was bitteschön spielt das für eine Rolle beim Abbestellen des Newsletters. Egal ich war gewillt auch diese Angabe zu hinterlegen. Zu meiner Verwunderung gab es auf dem Formular drei Möglichkeiten sein Geschlecht anzugeben. Neben „Weiblich“ und „Männlich“ hätte ich auch „Unbekannt“ ankreuzen können.

Kurz überlegte ich, ob ich mein Kreuzchen bei „Unbekannt“ machen sollte, entschied mich dann aber doch für: Ene Mene Miste - es rappelt in der Kiste.

Sachen gibt!!!

RSS Box

Scheib mir

Kitty-xy@freenet.de

Status

Online seit 7123 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 24. Mai, 20:36

Gaestebuch
IS-Audio Video
IS-Symbole
Kittys Alltag
Kittys Catworld
Kittys Leseecke
Kittys Meckerecke
Kittys Schlagwörter
Kittys Touren
Technisches
Zwidri
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren