Samstag, 2. Oktober 2010

Ich war Mann und Frau - Mein Leben als Intersexuelle

Ich-war-Mann-und-Frau-Mein-Leben-als-Intersexuelle

von Christiane Völling mit Britta Julia Dombrowe

Inhaltliche Beschreibung

>>Das Gefühl, dass irgendetwas in mir nicht stimmt, hat mich all die Jahre begleitet.<<

Es ist der erste Fall in Deutschland, der einer breiten Öffentlichkeit bekannt wird. Christiane Völling war sowohl Mann als auch Frau, doch das erfuhr sie erst als 46-Jährige aus ihren Krankenhausakten. Bis dahin hieß sie Thomas. Was für Ärzte und Eltern nach der Geburt aussah wie ein Junge mit einem kleinen Penis, entpuppte sich später bei einer Blinddarmoperation als Mädchen mit intakter Gebärmutter und Eierstöcken. Ohne ihr Wissen wurde ihre Weiblichkeit daraufhin wegoperiert.

Außerdem verschrieben ihr die Ärzte Testosteron – mit verheerenden körperlichen wie seelischen Folgen. 2007 verklagte Christiane Völling den Arzt, der ihr das angetan hatte. Der Prozess hat Signalwirkung für die über 100 000 Intersexuellen in Deutschland, viele von ihnen mit vergleichbaren Schicksalen. Christiane Völlings schmerzhafter Weg durch Krankenhäuser, Institutionen und Ämter zeigt, welchem Martyrium diese Menschen ausgesetzt sind und wie sich die deutsche Gesellschaft sträubt, das Dazwischenleben zu akzeptieren und zu gewähren.

ISBN 978-3-7716-4455-0

Rezension

Das Buch umfasst auf 255 Seiten die Autobiografie von Christiane Völling über ihr Leben mit AGS. Sie berichtet schonungslos über den Umgang der Ärzte und der Gesellschaft mit ihr und lässt es hier und da gezielt nicht an Sarkasmus fehlen. Das Buch schildert ebenso den harten Weg durch die gerichtlichen Instanzen zur Frauwerdung.

Es deckt die Unmenschlichkeit der Behandlungsleitlinien auf und erinnert mich an so manche Behandlung an meiner Person.

In dem Kapitel „Kontakt! Wir sind viele! Erzählt Christiane über ihr erstes Treffen mit der SHG im Frühjahr 2006. Ich kann mich noch sehr gut an dieses Treffen erinnern, denn es war auch mein erstes Treffen dort. Sehr bewegend fand ich die Aussage von Christiane, dass dieses Treffen ihre Wiedergeburt war.

Dieses Buch rührte mich durch seine Offenheit, Mut und tiefe Trauer sowie Durchhaltewillen – aber auch wegen so manchem wohlplatzierten sarkastischen Unterton – zu Tränen. Danke Christiane für den Mut zu diesem Buch. Ein wirklich sehr berührendes und bewegendes Buch, das sehr empfehlenswert ist.

Geschlecht zwischen Spiel und Zwang

Geschlecht-zwischen-Spiel-und-Zwang

von Hertha Richter-Appelt und Andreas Hill (Hg.)

Inhaltliche Beschreibung

In den Theorien zur psychosexuellen Entwicklung unterscheidet man bezüglich des Begriffs >Geschlecht< mittlerweile auch im Deutschen zwischen Sex und Gender - Geschlecht im biologischen und im psychosozialen Sinn. Ob und wie sehr sich eine Person - abgesehen von ihren körperlichen Merkmalen - als Mann oder Frau erlebt, sich sexuell verhält oder fantasiert, fortpflanzt, bzw. zu Männern oder Frauen hingezogen fühlt, ist ein hochkomplexer Prozess. Dieser Band stellt einen interdisziplinären Zugang zu Fragen der Geschlechts- und sexuellen Identität dar. Thematisch reichen die hier vereinigten Texte von der Sichtweise der Genetik und Evolutionsbiologie über die Entwicklungspsychologie bis hin zur Soziologie. Nach einer Auseinandersetzung mit Geschlecht als Konstruktion stellen die Beiträger evolutionspsychologische, biologische und sexualwissenschaftliche Ansätze zur Betrachtung von Geschlecht und sexueller Identität vor. Auch bislang wenig behandelte Themen wie Transsexualität und Intersexualität finden dabei Beachtung. Ein weiterer Teil des Bandes betrachtet homo- und heterosexuelle Beziehungsgestaltungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts.

Hertha Richter-Appelt, Prof. Dr., ist Sexualwissenschaftlerin, Psychoanalytikerin (DPV) und Professorin am Fachbereich Medizin der Universität Hamburg.

Andreas Hill, Dr. med., ist Sexualwissenschaftler, Psychiater, und Psychotherapeut.

ISBN 3-89806-362-3

Rezension

Das Buch „Geschlecht zwischen Spiel und Zwang“ umfasst 298 Seiten und verbindet Beiträge von verschiedenen Autoren zum Thema der Geschlechterforschung. Im Teil II „Gene, Geschlecht und sexuelles Selbst“ wird auf die Thematik der Intersexualität eingegangen; allerdings umfassen die beiden Beiträge von Holterhus und Richter-Appelt nur 35 Seiten zum Thema.

Holterhus – Vom Gen zum Körper – Molekulare und zelluläre Biologie der Geschlechtsentwicklung. Hier wird auf die Entwicklung des Menschen und Abläufe bzw. Störungen in der Entwicklung (Chromosomen, Gene und Mutationen) eingegangen.

Richter-Appelt – Vom Körper zur Geschlechtsidentität. Hier wird ein kurzer Überblick über die Ergebnisse der Hamburger Katamnese-Studie geliefert.

Im Teil IV des Buches wird auf die Thematik des Cybersex eingegangen und hat für mein Verständnis nichts mit der Identität/sfindung, eher einer Spielart zu tun. Auch ist mir die Interpretation des Begriffs Potenz bei Männern/Frauen in Teil V „Postpotente Männer und präpotente Frauen – zwei Versuche“ eher unerklärlich.

Der Titel des Buches lässt viel Raum für den Inhalt – der leider nicht gerechtfertigt war. Ich kann dieses Buch deshalb nur bedingt empfehlen.

XX0XY ungelöst Hermaphroditismus, Sex und Gender in der deutschen Medizin Eine historische Studie zur Intersexualität

XX0XY-ungeloest

von Ulrike Klöppel

Inhaltliche Beschreibung

»Gender« - zentraler Begriff der Geschlechterforschung - wurde als psychologisches Konzept im Kontext der medizinischen Normierung intersexueller Menschen in den 1950er Jahren geprägt. Seine Wurzeln reichen jedoch weit in die Geschichte des ärztlichen Umgangs mit Hermaphroditen zurück - und verweisen auf langfristige Wandlungen der Kategorie Geschlecht. Ulrike Klöppel untersucht diese Zusammenhänge anhand der - bislang noch kaum untersuchten - medizinischen Literatur des deutschsprachigen Raums vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

ISBN 978-3-8376-1343-8

Rezension

Dieses 695 Seiten umfassende Buch befasst sich mit der historischen Entwicklung der Medizingeschichte auf dem Gebiet der Intersexualität. Es umfasst einen Zeitraum vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart und untersucht die medizinische Literatur dieser Zeit.

Das Buch basiert auf der Dissertation von Ulrike Klöppel zu dem Thema und ist meines Wissens nach die umfangreichste Wissenssammlung bis dato.

Das Buch schildert den Umgang mit intersexuellen Menschen in den einzelnen Zeitepochen. Eine ausführliche Zusammenfassung des Inhalts würde den Umfang dieser Rezension sprengen.

In regelmäßigen Abständen ist von Monstrositäten und Missbildungen/Missgeburten zu lesen. Die Diskussionen in 18. Jahrhundert, über das wahre Geschlecht der Hermaphroditen kommt einem heiteren Rätselraten gleich; oder der Vergleiche der embryologischen Entwicklungsstufen hermaphroditischer Körper mit der niederer Tierentwicklungen im 19. Jahrhundert.

Für mich hat dieses Buch einige Brücken zu diversen Sachverhalten gebildet – bei dem Grundton der zitierten Publikationen ist es eigentlich nicht verwunderlich, das die Stimmung gegen die heutigen Behandler so gereizt ist? Die Frage sei erlaubt, ob sich in den letzten 300 Jahren wirklich so sehr viel geändert hat?

Vor fünf Jahren hätte ich dieses Buch wahrscheinlich auf den Scheiterhafen geworfen und mich gleich hinterher. Bei den damaligen Veröffentlichungen im Hermaphroditismus-Diskurs und der damit verbundenen ärztlichen Kenntnis, ist es eigentlich nicht verwunderlich, das sich die Behandlungsleitlinien der heutigen Zeit so entwickelt haben, wie sie sind. Unmenschlich und ohne Rücksicht auf die Psyche der Betroffenen.

Das Buch ist sehr interessant – wenn auch sehr umfangreich - und liefert einiges an Hintergrundwissen zum medizinischen Werdegang zum Thema. Ich kann dieses Buch sehr empfehlen, allerdings ist es nicht leicht zu lesen und es braucht stellenweise – aufgrund der zitierten Publikationen über Annahmen, Auswirkungen, Behandlungen, Umgang und rechtlicher Konsequenzen – starke Nerven. Das ist auch der Grund, warum ich dieses Buch für mich das Buch des Grauens nenne. Die Autorin dieses Buches ist für das Grauen mit Nichten verantwortlich, vielmehr die zitierten Publikationen und deren Autoren.

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Zuletzt aktualisiert: 24. Mai, 20:36

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